Medien und Berichterstattung in der Schweiz: Neutral oder politisch gefärbt?

Ein Artikel von Pascal Käser

Wer kennt es nicht? Die nächste Schlagzeile der SVP prangert in der Zeitung. Der nächste «Skandal» führt zu hitzigen Diskussionen. Wer die Berichterstattung in der Schweiz beobachtet, merkt schnell, dass die SVP und ihre Positionen nicht Freunde der medialen Berichterstattung sind. Klar, müssen Medien neutral und objektiv berichten. Doch, tun sie das auch? Und ist dies überhaupt möglich?

Worauf muss beim lesen einer Zeitung geachtet werden?

Eine ziemlich simple Methode ist sich nach dem Artikel zu fragen: «Wie wird der Akteur dargestellt? Welcher Beigeschmack bleibt mir nach dem Artikel? Gab es in der Vergangenheit Artikel mit einer ähnlichen Stossrichtung in dieser Zeitung?»

Was vielen nicht bewusst ist, dass nicht nur der Schreibstil bzw. einzelne wertende Wörter über den Blickwinkel entscheiden können. Journalisten können die Berichterstattung mittels der Themenwahl beeinflussen. Jeder Journalist hat seine Vorlieben, welche Themen einen mehr oder weniger interessieren. Jeder Journalist hat Überzeugungen. So kann bspw. ein begnadeter Fahrradfahrer sich stärker nach Artikeln für einen Ausbau des Velonetzes orientieren. Die mediale Freiheit lässt hier einen grossen Spielraum. Besonders bei der No-Billag Abstimmung zeigten sich die politischen Tendenzen.

Worauf muss ich bei einem Interview achten?

Wichtig ist hier sicherlich die eigenen Zitate zum Gegenlesen zu verlangen. Dies ist üblich und sichert eine gewisse Transparenz. Insbesondere Personen, die nicht mit Medien im Alltag zu tun haben, sollten von Journalisten auf diese Möglichkeit hingewiesen werden. Anders bei öffentlichen Personen wie bspw. Politikern. Diesen wird dieses Recht meist eher vorenthalten, da davon ausgegangen wird, dass sie über die Möglichkeit Bescheid wissen. Wichtig ist hier zu betonen, dass es sich um einen Graubereich handelt. Je nach Situation wird vom Journalisten darauf hingewiesen.[1] Eine Abwägung obliegt ihm. Er entscheidet schlussendlich auch, welche Zitate verwendet werden. Bei zu vielen Korrekturen erfolgt meistens eine Rücksprache. Im schlimmsten Fall wird der Artikel nicht oder nur beschränkt publiziert. Da Journalisten meist eine «Deadline» einhalten müssen, wird zu den Zitaten meist eine Frist mit angegeben. Damit noch Zeit für eine nachträgliche Korrektur bleibt, was insbesondere bei umfassenden Artikeln noch einiges verändern kann. Erfahrungsgemäss gibt man der anderen Person einen halben bis zwei Tage Zeit. Ich persönlich hatte es aber auch schon erlebt, dass es nur ein paar Stunden sind. Was hingegen unüblich und selten von den Medien zugelassen wird, ist, dass der ganze Artikel zum gegenlesen gesendet wird. Was in gewisser Weise auch logisch ist, da man den Artikel für seine Leser und nicht für die interviewte Person verfasst hat.

Fazit: Bei der Zusammenarbeit mit Medien gibt es verschiedene Punkte zu beachten. Auch wenn sich bei Ihnen teilweise gewisse politische Tendenzen zeigen, sollte trotzdem nicht vergessen werden, dass beide Seiten aufeinander angewiesen sind. Ob hingegen eine objektive Berichterstattung möglich ist, führt seit jeher immer wieder zu Diskussionen, da der Journalismus selbst von zahlreichen subjektiven Entscheidungen abhängen dürfte.[2]


[1] https://www.tagesanzeiger.ch/forum/leser-fragen/wie-geht-das-genau-mit-dem-gegenlesen/story/31819056 (Abrufdatum: 25.02.20)

[2] https://www.mdr.de/medien360g/medienwissen/journalismus-und-objektivitaet-100.html (Abrufdatum: 25.02.20)